ÖGZ-Verkostung

Digestif: Kraftvoll, fruchtig, unterschätzt

07.12.2021

Von: Roland Graf
„Wer Sorgen hat, hat auch Likör“, heißt es. Dass im Lockdown daheim mehr Spirituosen konsumiert wurden, könnte endlich auch wieder dem „Schnaps danach“ im Lokal Auftrieb geben.

Die Psychologie bezeichnet den unangenehmen Moment, wenn’s ans Zahlen geht, mit einem schönen Begriff: Nachkaufdissonanz. Das gesamte Menü wird vom Gast nochmals im Geiste durchgegangen – vor dem Hintergrund der finalen Preisinformation.

Einen Grappa aufs Haus

Jetzt sollte eine weitere „Information“ folgen, die diese Zweifel zerstreut. Und bei cleveren Wirten hat diese oft flüssige Form. Edelbrand, „Grappa auf Haus“ oder ein paar Pralinen aus der Patisserie samt einem Schluck Rum oder Cognac wirken aber nicht erst nach dem Zahlen entspannend. Dass früher der eigentliche Abschluss bei einem „Business Lunch“ erst beim Zuprosten mit dem Digestif gültig war, hatte schon seinen Sinn. Der Magen arbeitet, das Destillat entspannt. Vorausgesetzt, es wird auch aktiv angeboten. Denn nicht jeder Gast muss noch Auto fahren. Oft ist es der Mangel an Optionen, der den Schnaps nicht „weiterbringt“.

Dass aufgrund des Gin-Hypes vielleicht lieber ein solcher getrunken wird als der „altmodische“ Kräuterlikör, sollte man wissen – und den „Gin-Tonic“ ebenso aufzählen wie Weinbrand oder Rum zum Abschluss. Mit Kaffee sind ohnehin nahezu alle Aromen anschlussfähig, wie der in Frankreich gepflegte „Café gourmand“ zeigt. Eine durchaus nachahmenswerte Servierart, die ein „schweres“ Dessert durch Gourmandisen und 2 cl Cognac oder andere Spirituosen zum Espresso ersetzt. Mit wunderbarem Deckungsbeitrag, sei nebenbei erwähnt! Was man da neben die Tasse (oder den Rechnungsbon) stellen könnte, klärte das ÖGZ-Kostquartett. Zum Wohl!

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