Jubiläum
200 Jahre Angostura: Die Feier des Kultbitters
Chefsache 200. Geburtstag: Vorstandsvorsitzender Terrence Bharath und COO Ian Forbes mit dem Jubiläumsbitter.
650 Gäste füllten den Ballroom des „Hyatt Regency“ in Port of Spain, Österreich vertrat bei der „200 Jahr-Feier“ die ÖGZ. 1824 hatte der schlesische Wundarzt Johann Siegert ein Magentonikum entwickelt, das heute in praktisch allen Bars dieser Welt zu finden ist. „Angostura Aromatic Bitters“ hat seinen Namen von der nicht mehr existierenden Stadt Angostura in Venezuela; dort leitete Dr. Siegert für Befreiungskämpfer Simón Bolívar ein Spital. Die Stadt selbst heißt heute „Ciudad Bolívar“, der Welterfolg selbst wird seit den Tagen von Siegerts Söhnen in Trinidad & Tobago erzeugt. Und er ist eine Quelle des Stolzes für das Land: „Kein anderes Produkt der Karibik findet sich in 170 Ländern“, so Vorstandsvorsitzender Terrence Bharath.
Fake-Bestellungen wahren das Rezept
Für das Unternehmen stellen die Bitters sind die Bar-Bitters (heute in drei Sorten erhältlich) aber nicht der größte Umsatzbringer. Die Rumproduktion und da vor allem der Heimmarkt machen 60% aus, rechnet Manager Ian Forbes der ÖGZ vor. Dazu kommen rund 5% aus dem Großhandel („bulk business“) mit Rum. „Die restlichen 35% entfallen aber überwiegend auf den Export“, so der Angostura-COO. Die Bitters gehören in Trinidad selbst zu normalen Kochzutaten, mit denen man z. B. Früchte würzt. Die 1,5 Mio. Einwohner verbrauchen aber weitaus weniger als die weltweite Barcommunity. Zudem habe das Produkt kein Verfallsdatum, weshalb auch die Produktion immer nach Bedarf erfolge. Rund 1,8 Millionen Liter der immer noch geheimen Rezeptur entstehen jährlich im „Botanical Room“ in Laventille.
„Die Geheimhaltung ist uns weiter wichtig“, bekräftigte Chairman Terrence Bharath. Von den ersten Tagen an sah sich Siegert, dessen Erben bis 1982 in der Firma tätig waren, mit Imitaten konfrontiert. Heute werden eigens Botanicals bestellt, die nicht in das Rezept gehören, um in die Irre zu führen. Gewürzfarmer verpflichten sich neben exklusivem Anbau für Angostura auch zur Geheimhaltung. Zudem hat man ein Arrangement mit dem trinidadischen Zoll gefunden: Importierte Kräuter kommen ohne Aufschrift des Waren-Namens ins Land. „Dafür schicken alles durch den Scanner, aber damit haben wir kein Problem“, so Bharath.
200er-Edition und neuer Rum-Auftritt
Gefeiert wird der „200er“ aber nicht nur in Trinidad. Für Europas Bars gibt es eine 200 Jahr-Edition des Angostura Bitters in Schwarz-Gold. Sie basiert auf gereiftem Rum und hat zusätzliche Aromageber, über die ausnahmsweise gesprochen wird: Wermut, Muskatnuss und Angelikawurzel. Im Rahmen der Geburtstagsgalas wurde auch die Geburtstagsabfüllung aus der Rum-Produktion enthüllt. „Cusparia“ verbindet Rums, die mindestens 21 Jahre lang gereift sind. Passend zum Gründungsjahr ist der 47% vol. starke Rum auf genau 1.824 Flaschen limitiert. Diese Rarität, deren erste Flasche gleich für 47.000 Euro vor Ort versteigert wurde, werden wenige genießen. Dafür allerdings erhalten 2025 auch alle Flaschen des „1824“-Rums eine attraktive Verpackung, die von Künstlern gestaltet wurde und eine historische Epoche aus den 200 Jahren Firmengeschichte illustrieren. Auch das generelle Flaschendesign der Angostura-Rums, die in Österreich Ammersin importiert, wird sich ab dem Winter ändern.
Der Kaiser auf der Flasche
Warum alle Flaschen der Angostura Bitters ein Porträt Kaiser Franz Josephs ziert, erfuhr man ebenfalls in Laventille: Die Weltausstellung 1873 bescherte dem Produkt eine der ersten internationalen Auszeichnungen. Und damit ist man bei der 200-jährigen Ikone bis heute stolz.