Warum Gästen am Millstätter See „Nichts“ angeboten wird

Bild oben: Es fährt ein Boot nach Nirgendwo – die Gäste entschleunigen so mit dem „Nichts“, wie man es im „Seefischer“ anlegt.

Eine Beschwerde verkörpert für Elisabeth Berndl am besten, was geglückten Kärnten-Urlaub ausmacht: „Wenn mir ein Gast sagt, er konnte sein Buch nicht auslesen, weil er dauernd auf die Landschaft schauen musste“, dann hat das Nichts wieder zugeschlagen. Die gesamte Hotelpräsentation des „Seefischers“ in Döbriach läuft unter dem Slogan „Nichts ist alles“. Mit dem ungewöhnlichen Slogan will man explizit auch die Schönheit der Oberkärntner Landschaft abseits von Sonnenbaden und Skilauf feiern. Für die Hoteliers Elisabeth und Michael Berndl ist es zudem die logische Weiterentwicklung des „Seefischers“, seit sie 2005 die Leitung des Hauses übernommen haben. Der einstige Sommer-Betrieb der Grazer Hotelfamilie Florian (das dortige „Parkhotel“ führt Berndls Bruder Philipp) wurde auf ein Ganzjahreshotel erweitert. Doch da sich im Boutiquehotel „maximal 80 Gäste auf 12.000m² Fläche bewegen“, hat man auch beste Voraussetzungen für Ruhe.

Diese wird mit dem Fokus auf das „Nichts“ noch mehr akzentuiert. Sei es durch simple Sternenbeobachtung vom Liegestuhl aus oder die Wanderung mit Jause im Steinhaus ohne Strom, das sich mitten im Wald oberhalb des Millstätter Sees befindet. „Zu sich finden“ kann man aber auch mit einer morgendlichen Bootsfahrt ins Nichts oder dem Kaltbaden im nur neun Grad kühlen Brunnbachl. Auch eine Atemschule ist Teil des neuen Angebots, das gemeinsam mit der „Kärnten Werbung“ vorgestellt wurde. „Nirgendwo entspannt sich das Auge so schnell wie beim Blick in die Weite, vor allem auf unverbaute Natur“, zitierte  Tourismuschef Klaus Ehrenbrandtner (siehe Kasten) Studien zum Relaxen im Urlaub.

Wer mehr darüber wissen will, findet im „Seefischer“ auch eine neue, 100 Bände umfassende Bibliothek vor, die sich dem Nichts widmet. Wohlgemerkt, nicht als Leere verstanden, sondern als Chance in Ruhe in sich hineinzuhören. Mit dem Blick auf das unverbaute Ufer am See-Zufluss sollte das leicht möglich sein, hoffen die Berndls. Und wer es als Gast ganz mystisch mag, erfährt dann auch von der geomantischen Kraftlinie, die vom Hausberg Mirnock quer durch die Liegewiese zum Großglockner führt. Ist halt auch nicht Nichts!